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Fromm, Erich

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Lebenslauf

Geboren: 23. März 1900 in Frankfurt am Main
Gestorben: 18. März 1980 in Muralto (Schweiz)

Erich Fromm wuchs in einer streng religiösen jüdischen Familie auf. Er studierte zunächst in Frankfurt am Main Jura, wechselte dann aber nach Heidelberg zum Soziologiestudium. Von 1926 – 1929 studierte er Psychologie und Psychiatrie in München. 1929 beendete Fromm seine psychoanalytische Ausbildung in Berlin und praktizierte dort ab 1929, da er kein Mediziner war, als sogenannter Laienanalytiker. Von 1929 – 1933 lehrte er Sozialforschung und Psychoanalyse als Privatdozent am Frankfurter Institut für Sozialforschung. Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten emigrierte er zunächst in die Schweiz und im Mai 1934 in die Vereinigten Staaten, wo er an der Columbia University in New York tätig war. 1950 übersiedelte er nach Mexiko-Stadt und eröffnete dort eine psychoanalytische Praxis.
Ab 1957 beteiligte er sich an der in den Vereinigten Staaten sich formierenden Friedensbewegung. 1974 zog er nach Muralto in der Schweiz, wo er 1980 an den Folgen eines Herzinfarkts starb.


Bedeutung

Erich Fromm zählt mit seinen Beiträgen zur Psychoanalyse, Religionspsychologie und zur Sozialpsychologie zu den einflussreichsten Denkern des 20. Jahrhunderts. Viele seiner Werke wurden und werden vor allem außerhalb der akademischen Fachwelt gelesen und diskutiert.


Lehre und Gedanken

Zunächst orientierte sich Erich Fromm sehr eng an Sigmund Freuds psychoanalytischen Lehren, die die jeweils individuelle Lebens- und Kindheitsgeschichte des Menschen in den Mittelpunkt ihrer psychologischen Erklärungen stellte. Fromm jedoch erkannte schon bald den Einfluss von kulturellen und sozialen Gegebenheiten auf den Einzelnen. Aus dieser Erkenntnis schuf er eine Verbindung von Psychologie und Soziologie, die sogenannte Sozialpsychologie.

In seinem populärsten Werk „Die Kunst des Liebens“ geht Fromm von der existentiellen Grunderfahrung des Menschen aus, der sich als grundsätzlich abgetrennt von allen anderen in einer ihm fremden Welt vorfindet. Eine wirkliche Überwindung dieses Abgetrenntseins sei nur durch „richtiges Lieben“ und nicht durch Gruppenzugehörigkeiten, Drogen, Ekstase, Sex etc. möglich. Dieses wirkliche Lieben ist für Fromm kein bloßes Gefühl und nichts, was einem mühelos in den Schoß fällt, sondern ein aktives Tätigsein.

„Man liebt, wofür man sich müht, und man bemüht sich für das, was man liebt.“ (Erich Fromm: Die Kunst des Liebens)

Liebe ist für Fromm also eine Haltung, die Wissen und aktives Bemühen erfordert. Sie darf auch nicht, so Fromm, auf ein einziges Objekt bezogen werden, sondern muss sich auf die ganze Welt erstrecken.

In seinem zweiten Hauptwerk „Haben oder Sein“, das vier Jahre vor seinem Tod erschien, fasste Fromm die Gedankengänge seiner bisherigen Werke pointiert und in allgemein verständlicher Form zusammen. Fromm entwickelte darin eine Anthropologie der Gesellschaft, wobei er die zwei Existenzweisen bzw. Charakterstrukturen des Menschen – das Haben und das Sein – empirisch-psychologisch und soziologisch analysiert. Haben bezieht sich dabei auf Dinge, Sein auf Erlebnisse.
In der Existenzweise des Habens sieht Fromm die Übel der gegenwärtigen Zivilisation verwurzelt. Die Existenzweise des Seins hingegen verbürgt für ihn die Möglichkeit eines erfüllten und nicht von sich selbst entfremdeten Lebens. Der Mensch, der statt vom Haben vom Sein bestimmt ist, kommt zu sich selbst und kann seine menschlichen Fähigkeiten produktiv verwirklichen.


Hauptwerke von Erich Fromm

„Die Kunst des Liebens“ (1956)
Erich Fromm: Die Kunst des Liebens. Berlin: Ullstein 2005.

„Haben oder Sein. Die seelischen Grundlagen einer neuen Gesellschaft“ (1976)
Erich Fromm: Haben oder Sein. München: Deutscher Taschenbuch Verlag 2005.


Über Erich Fromm

Rainer Funk: Erich Fromm. Mit Selbstzeugnissen und Bilddokumenten. Reinbek: Rowohlt 2001.

Helmut Wehr: Fromm zur Einführung. Hamburg: Junius-Verlag 2001.


Quelle: Ernst Klett Verlag GmbH
Ort: Stuttgart
Quellendatum: 2009

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